Karten und Erzählungen (Workshop, 2012)

In Zusammenarbeit mit der ETH Zürich, Institut für Kartographie und Geoinformation, veranstaltete das Committee on Art and Cartography of the International Cartographic Association (ICA)  11.-13. Juni 2012 den Workshop »Cartography & Narratives« an der ETH Zürich.

Der Workshop widmete sich der Frage, welche Beziehungen zwischen der Kartographie und Erzählungen bestehen. Das Interesse an diesem Thema ist in den letzten Jahren stetig gewachsen.

Aufbauend auf der Literaturgeographie und den kartographischen Darstellungsformen haben eine Reihe von Geisteswissenschaftlern für das Kartographieren von Erzählungen geworben. Als eine konzeptionelle Grundlage hilft es uns auf der einen Seite, die Geschichten besser zu verstehen. Auf der anderen Seite erkannten aber auch Geo- und Kartographen, dass die Darstellung persönlicher Geschichten und volkstümlichen Wissens auf einer Landkarte einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis über die Entstehung dieser Orte leisten kann.

Die Beispiele für die Verschmelzung von Landkarten und Geschichten sind heute vielfältig. Sie reichen von GPS-Zeichnungen über die politisch motivierte Erfassung von Wegen und Geschichten illegaler Einwanderer bis hin zur Kartierung von sehr persönlichen Gefühlen und Emotionen.

Auch die Ausbreitung des Web 2.0 widerspiegelt einen Zusammenhang zwischen Kartographie und Erzählungen: jeder Nutzer kann geschichtsträchtige Orte ganz einfach ausfindig machen oder selbst Reiserouten und Handlungsorte von Erzählungen auf digitalen Landkarten verfolgen.

Der »Cartography & Narratives«-Workshop lud Künstler, Wissenschaftler und Studenten der Kartographie, Geographie, Geisteswissenschaften oder Künste herzlich ein, gemeinsam weitere Zusammenhänge zwischen Kartographie und Erzählungen zu erörtern und zu diskutieren.

Schwerpunkte waren dabei:
– die theoretischen Grundlagen der Beziehung von Landkarten, Orten und Erzählungen zueinander
– die Arten und Funktionen von Landkarten (z.B. in Romanen und Filmen)
– Methoden zum Kartographieren von volkstümlichen Wissen und persönlichen Geschichten
– die politischen Auswirkungen von erzählenden Landkarten
– technologische und praktische Aspekte der erzählenden Kartographie (z.B. das Geoweb)

Die Beiträge der Teilnehmer wurden am Ende des Workshops gesammelt und unter fachkundiger Anleitung zu einem gemeinsamen Film über narrative Kartographie vereint. Der Film soll unter anderem während der 26th International Cartographic Conference (Dresden, 2013) gezeigt werden.

Barbara Piatti wirkte als Mitglied des wissenschaftlichen und künstlerischen Komitees an der Entwicklung und Durchführung des Projektes mit.