Literatur-Landkarten der Schweiz

140 literarische Schauplätze auf sechs thematischen Karten

Online-Projekt im Auftrag der Schweizerischen Botschaft, Berlin, und in Zusammenarbeit mit Präsenz Schweiz für den »Auftritt Schweiz« an der Buchmesse Leipzig 2014

Unter www.literatur-karten.ch zeigt eine Literaturlandkarte, wie eng die Schweiz als Schauplatz und Lebensort in die deutsche Literatur eingebunden ist. – Thomas Mann schrieb über Davos, Hermann Hesse über das Tessin, Friedrich Schiller über die Hohle Gasse. Sechs interaktive Literaturlandkarten machen literarische Schauplätze in überraschenden Aspekten zugänglich.

Präsentiert wird eine andere Landkarte der Schweiz, eine durch und durch literarische. An dieser erdachten, erdichteten Schweiz haben viele verschiedene Stimmen ihren Anteil: In der Schweiz geborene Autorinnen und Autoren stehen neben solchen aus anderen Herkunftsorten – Dichter und Dichterinnen, die vorübergehend oder dauerhaft in der Schweiz gelebt haben, die einen aus freiem Willen, die anderen als Flüchtlinge vor Krieg, Not und Angst. Im Zentrum steht die deutsche Literatur, ergänzt um Kostbarkeiten aus den Literaturen der französischen, der italienischen und der rätoromanischen Schweiz.
Das Material kann nach verschiedenen Kriterien gefiltert werden: Eine «Liebeskarte» listet Geschlechterbindungen in unterschiedlichen Schattierungen (von der «erotischen Szene» bis zur «unerfüllten Liebe») auf. Eine Karte der «Zukunftslandschaften» zeigt, wo die Schweiz als Schauplatz von Zukunftsvisionen und Alternativgeschichten verortet wird. Die vor allem in der Schweizer Literatur beliebten Verfremdungen (Kellers «Seldwyla», Dürrenmatts «Güllen») sind ebenso verzeichnet wie die literarischen «Mord- und Todesfälle».

Unter den bisher weniger bekannten Schweizer Schauplätzen der deutschen Literatur finden sich Jean Pauls Ballonfahrt über die Alpen, Gustav Meyrinks Äußerungen über Montreux, Hugo Balls nachdadaistischer Variéte-Roman «Flametti» mit Schauplätzen in Basel und Zürich, Stefan Zweigs Flüchtlingsgeschichte am Genfersee und Wilhelm Genazinos Interlaken-Szenen. Literarische Trouvaillen sind auch  die Texte Paul Heyses über Bern (entstanden in Zusammenarbeit mit Gottfried Keller), W.G. Sebalds über das Wallis und Thomas Klings über eine Zürcher Galerie.

Entwickelt von Barbara Piatti (Recherchen/Texte) und Anne-Kathrin Weber (Technik/Kartengestaltung)

Medienecho

«Die ‘Literaturlandkarte’ macht einige überraschende Nachbarschaften sichtbar, etwa in der Bodenseeregion. Hier treffen Peter Stamm, Carl Sternheim und Franz Hodjak aufeinander. In Villeneuve wiederum hielten sich nicht nur Lord Byron, Richard Wagner und Oskar Kokoschka auf, hier spielt auch Stefan Zweigs Novelle ‘Episode am Genfer See’, die 1927 erschienen ist (…). Wer sich durch die Karte mit ihren zahlreichen Verweisen und Überblendungen klickt, bewegt sich auf ungewohnten Wegen quer durch die Zeiten, Kulturen und Schicksale – und kommt dabei auf witzige Weise in den Genuss von Lektüreanregungen.»
Martin Zingg, Neue Zürcher Zeitung, 6.3.2014