Die Geographie der Literatur (Buch, 2008)

Wo spielt Literatur? Diese vermeintlich simple Frage eröffnet ein erst in Ansätzen etabliertes Forschungsgebiet mit neuen methodischen Zugängen unter dem Stichwort »Literaturgeographie«.Jede literarische Handlung ist irgendwo lokalisiert, wobei die Skala von gänzlich imaginären bis zu realistisch gezeichneten Schauplätzen mit hohem Wiedererkennungswert reicht.
Die Literaturgeographie rückt die vielfältigen Bezugnahmen von Räumen der Fiktion auf den Realraum hin ins Zentrum der Aufmerksamkeit: Literatur weist eine spezifische Geographie auf, die ganz eigenen Regeln folgt. Denn fiktionale Räume sind niemals nur mimetische Abbilder der Realität, auch wenn sie sich auf existierende Landschaften und Städte beziehen. Vielmehr müssen die poetologischen Verfahren von Verfremdung, Überblendung, Neubenennung, die Kombinationsmöglichkeiten von realen Orten mit fiktiven Elementen in Visualisierungskonzepte und Deutungen der Textanalysen einfliessen.
Diese Theorie findet zunächst Anwendung auf eine an literarischen Schauplätzen überreiche Modellregion: auf den Vierwaldstättersee und das Gotthardmassiv in der Zentralschweiz. Im Anschluss wird der methodische Horizont für einen Literaturatlas aufgespannt und das Potential literaturgeographischer Konzepte im Hinblick auf eine vergleichende europäische Literaturgeschichte aufgezeigt.
17 beigefügte vierfarbige Faltkarten ermöglichen die differenzierte Gegenüberstellung von fiktionalen und realen Landschaften.

Pressestimmen

»Piattis Fernziel, das sie in einem Projekt der ETH Zürich verfolgt, wäre ein ›literarischer Atlas Europas‹: die Kartografierung der ›Songlines‹ eines ganzen Kontinents. Es ist, wie diese vorzügliche Modellstudie zeigt, keineswegs utopisch.«
(Manfred Koch, Neue Zürcher Zeitung, 22.1.2009)

»Literaturgeographie ist, wie Piattis kenntnisreiches und vorzüglich lesbares Grundlagenwerk zeigt, ein ungemein faszinierendes Forschungsgebiet, so vielfältig sind die Beziehungen zwischen Raum und Fiktion. Zwischen bloßer, letztlich austauschbarer Kulisse, die nach dem Readymade-Verfahren mit Hilfe von Toponymen abgerufen wird, und einem Schauplatz, der wie ein zusätzlicher Protagonist in die Handlung eingreift, besteht ein weites Spektrum.« (Oliver Pfohlmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.2.2009)

»Aufregend! Wissenschaft könnte gerne öfter so daherkommen.«
(Klaus Hübner, Schweizer Monatshefte, Oktober 2009)

»Barbara Piatti gibt Einblick in die Geschichte der literarischen Kartografie und formuliert neue Perspektiven für diesen bisher stiefmütterlich betriebenen Forschungszweig. Ursprünglich eine Dissertation, gelingt es ihrem Buch, sorgsam abgesicherte Wissenschaftlichkeit mit anregender Anschaulichkeit zu verbinden.« (Beat Mazenauer, Der Bund, 6.11.2008)

»Die Landschaft der Schweiz als Modell. Piatti weist an diesem Modell überzeugend auf, was das Kartographieren von Literatur leisten kann. Die Fülle ihrer Beispiele ist beeindruckend; beeindruckend wie die Fülle der Einsichten, die aus diesen Beispielen zu gewinnen sind. […] Dieses Buch bietet Anregungen über Anregungen, das faszinierende Gebiet der Literaturgeographie weiter zu bearbeiten.«
(Johann Holzner, literaturhaus.at, 14.1.2009)